Klang und Intermedia
Das Fachgebiet Klang und Intermedia (KIM) untersucht zeitgenössische künstlerische Praktiken, in denen Klang als ästhetisches und epistemisches Medium eine kritische Beziehung zu anderen analogen und digitalen Medien eingeht und dabei Schnittstellen zu technologischen und gesellschaftlichen Kontexten eröffnet. Ausgehend vom Kernbereich der Klang- und Installationskunst können weitere Ansätze integriert werden, um etwa in erweiterten Aufführungs- und Ausstellungskontexten neue Zwischenräume auszuloten. Dafür wird der seit den 1960ern und somit noch vor Etablierung des Genres Klangkunst geprägte Terminus Intermedia aufgegriffen. Mit ihm verbindet sich eine prozessorientierte Sicht, in der Grenzen zwischen entwickelten Medien und Formaten innerhalb der Künste verschmolzen aber auch zwischen Kunst und Gesellschaft überschritten werden. KIM versteht sich aus der Sicht der Künstlerischen Forschung als eine interdisziplinäre Praxis „durch Klang“, im Gegensatz zu kultur- oder kunstwissenschaftlichen Disziplinen, in denen „über Klang“ geforscht wird.
Insbesondere Aspekte des Digitalen spielen für KIM eine Rolle: Der Umgang mit Daten und Spuren ermöglicht empirische Formen (von Sensorsignalen bis Field Recordings), Kommentierung, Remixing und Transformation. Kritisch muss nicht nur untersucht werden, wie Daten, Aufnahmen und Klangmaterial gewonnen werden, sondern ebenso wie daraus mittels Sinngebung „Fakten“ geschaffen werden, die auf die Umwelt zurückwirken. Das Digitale neigt zur Vervielfältigung und bietet zugleich Chancen – auf neue Formen des Teilens und „Commoning“ – und Gefahren, wenn es etwa um persönlichen Daten und Privatsphäre geht. Neue Fragen zu Autorenschaft und Urheberrecht ergeben sich genauso wie ästhetische Auseinandersetzungen im Spannungsfeld zwischen der Kontextabhängigkeit von Klang und seiner sinnlich-materiellen Oberfläche. Menschliches tritt in Dialog mit nicht-menschlichem und maschinellem Tun und Hören.
Forschungsthemen im Fachgebiet sind etwa:
- Weiterentwicklung der Bereiche der Klang- und Medienkunst
- Elektronische Improvisation und Netzwerk-basierte Kunst
- Computermusik und generative-algorithmische Verfahren
- Raum, Bewegung, Orientierung / Zwischenräume in Klang–Bild, Klang–Objekt, Klang–Körper
- Interdisziplinäre Labore der Ko-Kreation
- Klang und Text/Stimme/Sprache
- Physical und Embedded Computing / digitales Interface-Design
- Übersetzung / Transposition / Sonifikation / Glitch
- Materielle Praktiken / Field Devices / Field Work / Site-Specificity
- Generelle Ökologie / Acoustemology / Bio-Art / Non-Human Agencies