Komposition

Das Schaffen von zeitgenössischer Kunstmusik stellt grundlegende Fragen an die Musik: Was ist Musik? Wie funktioniert Musik? Wie entsteht Musik? Sich diesen Fragen, mit all ihren Teilaspekten und Implikationen, aus einer zeitgenössischen Sicht, forschend zu widmen, ist das Anliegen des Forschungsschwerpunkts Komposition an der GMPU.

Komposition verstand und versteht sich als eine kritische und informierte Kunstpraxis und steht entsprechend in einer langen Tradition der Selbstreflexion – das Stellen von Fragen direkt aus der Praxis ist ihr inhärent. Vor allem seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben Komponist*innen allgemein relevante Aspekte und Probleme ihres eigenen Schaffens thematisiert, verschriftlicht und publiziert (z.B. Stockhausens Texte zur Musik oder Xenakis Formalized Music: Thought and Mathematics in Composition, aber auch neuere Publikationen zum Metier wie Jonathan Impetts Sound Work: Composition as Critical Technical Practice) und der Community zur Verfügung gestellt, um einen intellektuellen Diskurs zu ermöglicht. Diese Tradition der Reflexion der eigenen Kompositionspraxis weiterzuführen, gehört zum Selbstverständnis der Kompositionsausbildung an der GMPU im Allgemeinen und des Forschungsschwerpunkts Komposition innerhalb des geplanten künstlerischen Doktorats im Besonderen.

Der Forschungsschwerpunkt Komposition hat somit das Ziel, durch die eigene Kompositionspraxis, diese historisch und im gegenwärtigen Diskurs kontextualisierend, neue Erkenntnisse zu gewinnen, die für das Fach relevant sind. Im Rahmen eines Dissertationsprojekts sollen beispielsweise folgende Bereiche künstlerisch erforscht, entwickelt und erschlossen werden können:

  • Innovative Theorien, Methoden und Ästhetiken
  • Innovative kompositorische Zugänge zu Instrumenten und ihrer Aufführungspraxis
  • Innovative Entwicklung und Bau neuer Instrumente und Erforschung ihrer künstlerischen Potenziale
  • Innovative experimentelle Formate und Formen
  • Innovative Technologien, computergestützte Komposition
  • Innovative Arten der Kollaboration zwischen Interpret*innen und Komponist*innen (inkl. Probenprozesse)
  • Innovative Perspektiven auf Inter- und Transdisziplinarität
  • Innovative Transkriptions- und Analysetechniken

Neben der Schaffung von Kunstwerken können, je nach Ausrichtung des Projekts, eine Vielzahl an Methoden herangezogen werden: Autoethnografie, Feldforschung, diverse Analysemethoden (darunter empirische Analyse), soziologische und philosophische Methoden.

In den letzten 40 Jahren wurden zahlreiche Projekte durchgeführt, die die Grundlage für die Schaffung eines künstlerischen Forschungsumfelds im Bereich Komposition legten. Mit der Berufung von Univ.-Prof. Jakob Gruchmann-Bernau im Jahr 2014 (seit 2023 Universitätsprofessor für Komposition und Musiktheorie) an das Kärntner Landeskonservatorium wurde der Ausbau kompositorischer Aktivitäten am Haus substanziell vorangetrieben. Die Umwandlung des Landeskonservatoriums in eine Privatuniversität bot nun aufgrund des universitären Status neue Möglichkeiten – qualitativ und quantitativ – für den Ausbau der Kompositionsabteilung: Die Projekte wurden internationaler. Univ.-Prof. Dr. Hakan Ulus und Univ.-Prof. Jakob Gruchmann-Bernau haben in kürzester Zeit ein lebhaftes und diskursives künstlerisches Umfeld geschaffen, das Komposition auch als Forschungsaktivität versteht und somit das Forschungsumfeld im Bereich Komposition etabliert. Zu den wichtigen Aktivitäten und Kooperationen zählt das Kompositionsforum (Vorträge internationaler Komponist*innen), Symposien (z.B. Komposition und Forschung im März 2023), die Kooperation mit dem Zentrum zeitgenössischer Musik (ZZM) und der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik Sektion Kärnten (IGNM), das Trittico-Projekt und weitere Projekte im Alpen-Adria-Raum, die Orchesterwerkstatt, internationale Meisterkurse, und Projekte mit Gastmusiker*innen.

Der Forschungsschwerpunkt Komposition wird vorwiegend von Univ.-Prof. Dr. Hakan Ulus (Komposition und Musiktheorie) vertreten. Darüber hinaus stehen prospektiven Doktorand*innen folgende Personen mit Venia Docendi zur Verfügung: Univ.-Prof. Jakob Gruchmann-Bernau (Komposition und Musiktheorie) und Univ.-Prof. Dipl.-Päd. Thomas Modrej (Angewandte Komposition).